Ernst Reiter

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Ernst Reiter wurde am 11. April 1915 in Graz, mitten im Ersten Weltkrieg geboren und wurde mit 11 Jahren Vollwaise. Seine Großmutter Theresia Reiter und seine Tante Cäcilia nahmen Ernst, trotz ärmlicher Verhältnisse, bei sich auf.

Ende der 1920er Jahre traten Cäcilia und Theresia Reiter den „Ernsten Bibelforschern“, wie die Zeugen Jehovas damals genannt wurden, bei; einige Jahre später folgte Ernst.

Aufgrund seiner religiösen Überzeugung kam Ernst Reiter dem wiederholt zugestellten Einberufungsbefehl nicht nach. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine Anstellung als gelernter Verkäufer. Am 6. Sept. 1938 kamen zwei Polizisten zeitlich in der früh in das Geschäft und verhafteten ihn. Die nächsten Wochen wurde er immer wieder verhört und schließlich zu 6 Monaten Gefängnis im Straflandesgericht in Graz, verurteilt.

Nachdem er als Kriegsdienstverweigerer galt, hat man ihn wegen erschwerter Gehorsamsverweigerung noch einmal verurteilt und am 6. März 1939 nach Grafenwöhr in Bayern deportiert. Er verweigerte wiederholt den Wehrdienst und wurde zum Strafvollzug nach Bayreuth überstellt. Dort traf er auf den Hauptfeldwebel Pongratz. Dieser war so zornig, weil er den Dienst mit der Waffe ablehnte, dass er schrie: „Lebend werden Sie hier nicht mehr herauskommen!“

Im November 1940 wurde Ernst Reiter ins Konzentrationslager Flossenbürg überstellt und erhielt die Häftlingsnummer 1935 und einen lila Winkel, der ihn als Bibelforscher kennzeichnete. Ernst Reiter überlebte 1.600 Tage Folter, die menschenunwürdige Arbeit im Steinbruch und Unterernährung.

Am 8. April 1945 begann die SS mit der Beseitigung von Spuren ihrer Taten im Konzentrationslager. Am 20. April 1945 mussten die wenigen überlebenden und entkräfteten Häftlinge den sogenannten „Todesmarsch“ antreten, von dem sie schließlich von den Amerikanern erlöst wurden.

Ernst Reiter hatte das Glück ein Fahrrad von einem amerikanischen Soldaten zu bekommen. Damit ging es mittellos über 800 km in Richtung Heimat. Als er am 6. Sept. 1945 nach Graz zurückkehrte, musste er feststellen, dass seine Großmutter in der Zwischenzeit verstorben war und Tante Cäcilia im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben gekommen war.

1947 heiratete Ernst Kristina Semlitsch und gründete eine Familie. 1949 kamen die Zwillinge Ingrid und Ernestine zur Welt und fünf Jahre später Judith. Ernst Reiter ist am 25. April 2006 verstorben.

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