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Gedenkspaziergang zu ausgewählten Stolpersteinen

8.Juni 2016 um 15:15 Uhr

in Kooperation mit dem Referat für Menschenrechte, Gesellschaftspolitik und Ökologie der ÖH Uni Graz

Treffpunkt: Mariahilferplatz vor der Kirche
Dauer ca. 2 Stunden

Stolpersteine sind ein Projekt, mit dem an das Schicksal jener Menschen erinnert wird, die im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben, ermordet, in den Suizid getrieben oder von sog. „Arisierungen“ (Enteignungen) betroffen waren. Dabei werden alle Opfergruppen berücksichtigt, sowohl jüdische Opfer als auch jene, die aufgrund ihrer politischen oder religiösen Haltung bzw. aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder physisch-psychischen Konstitution zu Verfolgten wurden.

Stationen

  • Mariahilferplatz 3: Pater Ansgar Brehm

Als Kaplan wirkte er seit 1929 in der Ordenspfarre Mariahilf. Geachtet für seinen seelsorglichen Eifer und geschätzter Beichtvater, setzte er sich für die Armen und Kranken ein. Sein Eintreten gegen den Nationalsozialismus mündete in der Denunziation durch einen Spitzel. Am 23. Juli 1941 frühmorgens von der Gestapo verhaftet, verbrachte Brehm drei Jahre in Haft, davon eineinviertel Jahre in Einzelhaft. Am 1. August 1943 in „bedingter Weise“ begnadigt.

  • Afritschgasse 30, Max Steigmann

Der jüdische Arzt lebte mit seiner Frau Pauline und Sohn Kurt in diesem Haus, wo sich auch Ordination befand. Laut einer Zeitzeugin ein sehr beliebter Arzt mit ausgeprägter soziale Ader. Im Zuge der Novemberpogrome von Mitgliedern der SA misshandelt und ins KZ Dachau verschleppt. Ein fehlender Buchstabe dürfte zur Verwechslung und möglichen Entlassung geführt haben. Über Italien konnte sich Steigmann nach Uruguay, Montevideo retten.

  • Volksgartenstraße 18, Ehepaar Lachs

Ing. Adolf und Melanie Lachs lebten von 1907 bis zu ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1939 in der Volksgartenstraße in Graz. Im Jänner mussten sie zwangsweise nach Wien übersiedeln bei Verlust ihres gesamten Hab und Gutes. Während ihrem Sohn Ernst die Flucht glückte, musste das betagte Ehepaar, Adolf 74jährig, seine Frau erblindet, zwei Jahre in Wien in verschiedenen Sammelwohnungen unter unwürdigen Bedingungen leben. Am 10. Juli 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, wo Adolf Lachs im September ums Leben kam. Melanie in Auschwitz zwei Jahre später ermordet.

  • Annenstraße 34, Familie Spielmann

Die Familie bestand aus Wilhelm und Amalia, sowie ihren Kindern Grete, Ernst und Hans. Man besaß zwei Bekleidungsgeschäfte in der Annenstraße: ein Herrenkleidermachergewerbe im Haus Nr. 25 und einen Kleiderhandel im Haus Nr. 34. Im Herbst wurde die Firma „liquidiert“ und schließlich vom Schneidermeister und SA-Mitglied Josef Knilli übernommen. Die Familie konnte sich im Jahr 1939 ins Ausland retten. Sohn Hans glückte die Flucht nicht. Deportiert nach Auschwitz und Buchenwald, verstarb er im Februar 1945.

  • Südtirolerplatz 10, Klementine Narodoslavsky

Im April 1936 mit der Diagnose Psychose schließlich in den Grazer Feldhof eingeliefert, wurde Klementine Opfer des sog. NS-„Euthanasie“-Programms. Sie war Mutter zweier Kinder, Hertha und Alfred. Infolge großer Belastungen und Nöte dürfte die Krankheit bei ihr ausgebrochen sein. Mit dem Einmarsch Hitlers wurde ihr Zustand lebensbedrohend. Interventionen der Familie zur Rückholung blieben erfolglos. Im Jänner 1941 wurde sie nach Hartheim überstellt und dort ermordet.

Leitung: Mag. David Kriebernegg