- 14:30 Kaiserfeldgasse 21 und 15:30 Lazarettgürtel 77 für Charlotte und David Stern sowie Hans, Trude, Else und Fritz Lang
- 16:30 Karlauer Gürtel (beim „Lutz“) für Rupert Heider
- 17:15 am Kapistran-Pieller-Platz für Robert, Rejla, Amalie, Otmar und Samuel Silberstein
Die Verlegung der Stolpersteine und Würdigung der Opfer wird musikalisch umrahmt (Trio Andrej Skorobogatko) und von biografischen Ausführungen und Gedenkworten begleitet.
Aufgrund der Covid-19-Vorsichtsmaßnahmen bitten wir um Einhaltung der empfohlenen Abstandsregelungen.
**********
Am 7. September 2022 gedenken wir der Familie Stern/Lang, des Zeugen Jehovas Rupert Heider und der Familie Silberstein
David und Charlotte Stern
David Stern, geb. 1859 im damals westungarischen Güssing, übersiedelte mit seiner Familie in den 1870er-Jahren nach Graz. Nach Handelsschule und Lehre stieg er in das Geschäft eines Altwarenhändlers ein, dessen Witwe Charlotte Politzer, geb. Rosenberg er später heiratete. Die beiden bauten den Betrieb mit weiteren Geschäftszweigen zu einem Rohproduktenhandel aus und zogen 1890 in die Karlau. Neben drei Kindern aus erster Ehe kamen in dieser Zeit die gemeinsamen Töchter auf die Welt.: Olga (früh verstorben) und Else.
Die Familie lebte von nun an im sog. „Falkenhof“, einem historischen kleinen Schloss, das das Zentrum des privaten wie beruflichen Lebens der Familie war. David Stern war Vorstandsmitglied und zeitweise auch Präsident der Jüdischen Gemeinde in Graz und in dieser sehr angesehen. Charlotte beteiligte sich ebenso am gesellschaftlichen Leben und engagierte sich beispielsweise im Israelitischen Frauenverein oder in der Flüchtlingshilfe im Ersten Weltkrieg.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1938 wurde die Firma David Stern „arisiert“ und schließlich liquidiert.
Im hohen Alter von 80 Jahren musste das Ehepaar Stern in eine sog. „Sammelwohnung“ nach Wien ziehe. Nach einem – vorerst erfolgreichen – Fluchtversuch nach Jugoslawien versteckten sich die beiden nach der Okkupation durch die Nazis in einem slowenischen Dorf. Charlotte verstarb dort, David leistete bei einer Razzia der Nazis Widerstand und wurde erschossen.
Else, Fritz, Hans und Trude Lang
Tochter Else, geb. 1892, wuchs wohlbehütet im „Falkenhof“ auf und heiratete 1911 in der Grazer Synagoge den aus Wien stammenden Fritz Lang, der noch vor dem Krieg als Prokurist in den Familienbetrieb einstieg.
Ihre Kinder Hans (*1912) und Trude (*1915) erlebten eine unbeschwerte Kindheit, anfangs in der Kaiserfeldgasse, ab 1934 zusammen mit den Großeltern im Falkenhof. Hans studierte in Graz Rechtswissenschaften und stieg ins Familien-unternehmen ein, Trude studierte Geschichte und zählte 1938 zu einer der wenigen jüdischen Studierenden, die ihr Studium noch durch eine „stille Promotion“ abschließen konnte.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1938 und „Arisierung“ desFamilienunternehmens musste die Familie ihr Refugium verlassen. Trude konnte 1939 nach London emigrieren und schlug sich vorerst als Haushälterin und Aushilfslehrerin durch. Ihre Eltern und ihr Bruder flüchteten über Umwege nach Palästina – Trude folgte ihnen 1947. Sie heiratete Kurt Philippson, arbeitete als Lehrerin und wurde zu einer Pionierin im israelischen Schulwesen. Fritz verstarb 1951, Else 1982, Trude 2002 und Hans 2005.
Rupert Heider
Geboren am 16.9.1908 in Anger bei Weiz in eine Tagelöhner-Familie. Bis Mitte der 1930er Jahre lebte und arbeitete Rupert Heider dort als Hilfsarbeiter. Als er etwa in dieser Zeit mit den Zeugen Jehovas in Kontakt kam, aus der katholischen Kirche austrat und selbst Zeuge Jehovas wurde, warf ihn sein Bruder aus dem Haus. Ab September 1938 lebte er in Graz in einer „Notwohnsiedlung“ am Karlauergürtel 20a (heute Nr. 24, Möbelhaus „Lutz“).
Rupert Heider kümmerte sich in religiöser Hinsicht um zahlreiche Menschen aus seinem Umfeld und kam in Kontakt mit einigen anderen Gruppen der Zeugen Jehovas.
Am 27.2.1940 wurde er vom Reichkriegsgericht wegen „Zersetzung der Wehrkraft und Eidesverweigerung“ (wohl wegen Wehrdienstverweigerung) angeklagt, am 18.4.1940 zum Tode verurteilt, am 13.6.1940 in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee eingeliefert und dort zwei Tage danach im Alter von 32 Jahren durch Enthauptung hingerichtet.
Familie Silberstein
Für die Familie von Robert, Rejla, Amalie, Otmar und Samuel Silberstein wurden bereits im Jahr 2016 Stolpersteine verlegt. Da diese zuletzt bei Schneeräumungsarbeiten beschädigt worden sind, wird nun eine Neu-Verlegung an einer etwas geschützteren Stelle durchgeführt. Die vollständige Biografie der nach England und in die USA geflüchteten Familie finden Sie hier:
http://www.stolpersteine-graz.at/stolpersteine/silberstein-robert/