Alfred Mitkrois

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Aus einer Offiziersfamilie stammend, besuchte Mitkrois die Militärakademie und wurde nach ein paar Semestern Studium in Graz Berufssoldat beim Bundesheer. 1926 kam der Hauptmann wegen Homosexualität vor Gericht und protestierte anlässlich dieses Verfahrens gemeinsam mit seinem Freund schriftlich beim Bundeskanzleramt. Mitkrois zählte damit zu den ersten Homosexuellen, die sich in Österreich selbstbewusst an die Bundesregierung gewandt und die Streichung des Strafrechtsparagraphen gefordert hatten. Nach seiner Verurteilung war er in Graz Buchhalter, er wohnte seit 1918 in der Elisabethstr. 18.

Im September 1939 wurde er im Zusammenhang umfangreicher Ermittlungen gegen mehrere Dutzend homosexuelle Männer von der GeStaPo angezeigt und in U-Haft genommen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden Männerbilder gefunden. Den folgenden Prozess bewertete das Gericht als einen „der größten homosexuellen Fälle“, der beweise, dass „die gleichgeschlechtliche Betätigung in der Ostmark weit über jenes Maß hinausgeht, das Nichteingeweihte anzunehmen pflegen“.

Am 20. März 1940 wurde Mitkrois wegen „Unzucht wider die Natur“, begangen mit einem 19-jährigen Lagerarbeiter 1938 in seiner eigenen Wohnung, zu drei Monaten schweren Kerker verurteilt. Der Gerichtsakt nennt das KZ Dachau als Haftort, dort wurde er am 24. August 1940 registriert. Mitkrois war auch mit Leuten aus dem Widerstand vernetzt und galt als politischer Gegner des Nationalsozialismus. Wohl deshalb wurde er im KZ Dachau als politischer Schutzhäftling geführt.
Er wurde im September in das KZ Sachsenhausen verlegt, dann in das KZ Neuengamme. Am 22. Jänner 1941 kam er von dort wieder in das KZ Dachau und starb dort eine Woche später am 29. Jänner 1941.

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Quellen: Uni Graz, Inst. f. Soziologie, Strafaktenabschriften G537/40-866 und G659/40-2535; Öst. Staatsarchiv, AVA Justizministerium I-K-I/I, Zl. 12153/30; Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau; Meldezettel im Stadtarchiv Graz und der Meldebehörde Graz; Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008, 144; Recherchen: Hans-Peter Weingand.

Homosexuelle Opfer



Alfred Mitkrois

Elisabethstraße 18