Elisabeth Schkolnik

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Elisabeth (anfangs auch „Erszi“/“Erszika“ für ungarisch Erzsébet) Benedikt wurde am 5. Mai 1908 Rononc (Rechnitz), Bezirk Köszeg (Ungarn) geboren und kam mit ihren Eltern 1908 nach Graz; in der Volkszählung von 1910 scheinen jedenfalls ihre Eltern Josef und Regina Benedikt sowie „Erszi“ mit Geburtsort Köszeg (5.5.1908) und Bruder Leo mit Geburtsort Graz (19.6.1909) auf. Bruder Erich wurde erst 1911 geboren. Ihr Vater Josef war seit 1908 Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz. Die Familie wohnte am Grieskai 50, nur wenige Häuser entfernt von der Grazer Synagoge.

Am 28. Mai 1928 heiratete er ElisabethSamuel Schkolnik, der von  Beruf Kaufmann war und gemeinsam mit seinem Vater Inhaber und Geschäftsführer des „A. Schkolnik & Sohn Textil- und Konfektionshandels“ in Graz, Elisabethinerg. 32 im Bezirk Gries.

Samuel SCHKOLNIK wurde am 18. Mai 1901 in Stanislau, Galizien geboren (heute Iwano-Frankiwsk in der West-Ukraine).

Elisabeth und Samuel Schkolnik, vermutl. Ende 1920er Jahre, Familienarchiv

Elisabeth und Samuel Schkolnik, vermutl. Ende 1920er Jahre, Familienarchiv

Elisabeth und Samuel Schkolnik hatten zwei Töchter: Ruth, geb. am 14. August 1934 Graz, und Sylvia Lucia („Sylvie“), geb. am 11. August 1937, die beide in Graz auf die Welt gekommen waren (ein erstes Kind war am 13.10.1929 als Frühgeburt verstorben).

Elisabeth (Erszi) Schkolnik mit Begleiterin (Freundin, verwandte?). ca. 1930 (Familienarchiv)

Elisabeth (Erszi) Schkolnik mit Begleiterin (Freundin, Verwandte?). ca. 1930 (Familienarchiv)

Die Familie wohnte in ihrer Wohnung in der Pestalozzistr. 1 (Bezirk Innere Stadt)1 (bis 1937 am Elisabethplatz 4“ (heute „Tegethoffplatz“)) und lebte bis zu den „Arisierungs“-Enteignungen von den Einnahmen des Geschäfts in der Elisabethinergasse.

Unmittelbar nach dem sog. „Anschluss“ wurde Samuel Schkolnik, wie nahezu alle jüdischen Männer in Graz, mehrfach inhaftiert – u.a. in sog. „Schutzhaft“ genommen sowie in Dachau interniert (genaue Daten nicht mehr eruierbar bzw. nicht ganz gesichert; eine Quelle aus den sog. „Arisierungsakten“ führt seine Überstellung nach Dachau an, in der Familie wird erzählt, dass er sich zuletzt dich noch irgendwo versteckt hat und nicht gefasst wurde) ).2

Bereits im Juni 1938 wurde das Warenhaus in der Elisabethinergasse und auch ein größeres Schuhlager in den Wohnräumlichkeiten der Familie durch „Arisierung“ enteignet bzw. in „Konkurs“ geschickt: Am 23. Mai 1938 erfolgte die Bestellung des „kommissarischen Verwalters“ Heliodor Rauter durch den zuständigen Gauwirtschaftsberater, laut Akten der Vermögensstelle/Aussage von Samuel Schkolnik: „Ab 1. Juni 1938 steht die Firma A. Schkolnik & Sohn unter kommissarischer Leitung.“ Aron und Samuel Schkolnik werden in den Unterlagen der NS-Arisierungs“-Behörden später als flüchtig und damit nicht mehr greifbar genannt.

Wie genau die Familie diese bedrohliche und finanziell ungemein schwierige Zeit überstanden hat und wie es ihnen möglich wurde, die verschiedenen Ausreise-Erfordernisse für ihre Flucht zu erhalten (Papiere, Visa, finanzielle Mittel), lässt sich nicht mehr genauer rekonstruieren, gesichert ist jedoch die Flucht ca. Ende 1938 ins damalige Palästina, wo die Töchter Ruth und Sylvia heute noch leben.

Ab 1947 bemühten sich Samuel Schkolnik und seine Schwestern Helene Schreier und Margarete Silber als Erbinnen und Erbe von Aron Schkolnik um Restitution des geraubten Geschäfts und der Immobilie in der Lagergasse – ein Verfahren, das sich über mehrere Jahre erstreckte und die üblichen Beschuldigungen seitens der „Ariseure“ beinhaltete: Die Firma sei ohnehin bereits konkursreif gewesen, es Untreue, Wucher, Steuerbetrug gegeben u.ä.3 Letztlich wurde am 22. Dezember 1948 den Erben von Aron Schkolnik Recht zugesprochen, die Summe für die damalige Ersteigerung des Besitzes mussten sie jedoch an die Witwe des „Ariseurs“ zurückzahlen sowie und diverse Gebühren bezahlen.

Stolpersteine-Verlegung am 29. Juni 2018, Foto: Alexander Danner

Stolpersteine-Verlegung am 29. Juni 2018, Foto: Alexander Danner

Ruth Schkolnik, verh. ROSOWSKY und Sylvia Schkolnik, verh. SHAMEI:

Ruth SCHKOLNIK ist die ältere der beiden Schwestern und wurde am 14. August 1934 in Graz geboren. Sylvia Lucia SCHKOLNIK wurde drei Tage vor Ruths drittem Geburtstags am 11. August 1937 geboren.

Nach der Flucht Ende 1938 lebten sie mit ihren Eltern in Palästina/Israel in Tel Aviv (wie auch ihre Tanten, Samuels Schwestern, Helene und Margarete).

Beide heirateten in Israel und gründeten Familien. Die Familie war und ist sehr stark der klassischen Musik verbunden. Sylvia etwa studierte Klavier und Gesang (Sopran), graduierte an der Israeli School for Music Educators, begann eine Karriere als Solistin mit zahlreichen Auftritten bei einigen der renommiertesten Orchester Israels sowie etlichen Konzerten in Europa und den USA mit sehr breitem musikalischen Repertoire und unterrichtete zudem viele Jahre Gesang und Chormusik. Einer ihrer jüngsten Konzertauftritte führte sie im November 2017 auch nach Graz (Chor-Konzert in der Grazer Synagoge). Auch ihr Sohn Ariel, der mit seiner Familie in New Jersey/USA lebt, ist studierter Musiker (Violine) und ist jahrelang als Profi-Musiker aufgetreten. Ihre ältere Schwester Ruth war beruflich und aus privater Begeisterung ebenfalls der klassischen Musik verbunden und arbeitete viele Jahre für das israelischen Radio .

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Stolpersteine-Verlegung am 29. Juni 2018: Sylvia Schamei und LT-Präsidentin Dr.in Bettina Vollath. Foto: Alexander Danner

Stolpersteine-Verlegung am 29. Juni 2018: Sylvia Schamei und LT-Präsidentin Dr.in Bettina Vollath. Foto: Alexander Danner

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1 ). Das Grazer Adressbuch 1937 vermerkt aber auch Tegethoffpl. 4, ab 1938 dann Pestalozzistr. 1, ab 1939 führt das Adressbuch keinen Eintrag mehr. Adresse laut Meldezettel Grazer Meldeamt: 2.1.1932–17.3.1937: Elisabethpl. 4 pt b. Gatten (wurde 1935 in Tegetthoffplatz umbenannt); 18.3.1937-16.7.1938 Pestalozzistr. 1 / II b. Gatten. 16.7.1938 – 14.12.1938 Grieskai 50/II b. Josef Benedikt. Iin den Akten der „Abwicklungsstelle“ (für „Arisierungs-Enteignungen) heißt es wiederum: „zuletzt wohnhaft Elisabethinerg. 32“ (Akten der „Abwicklungsstelle“ vom 23. Juli 1943)

2 22. März bis 30. Mai 1938 in „Schutzhaft“, 23. Juni 1938–? neuerlich in Haft, im Laufe des Jahres 1938 sehr wahrscheinlich auch in Dachau – laut Erinnerungen der Familie und Hinweis in den sog. „Arisierungsakten“ im Landesarchiv Steiermark: („Aus dem Abschlußbericht vom 15. 11.1938: ‚Zu bemerken wäre noch, daß Samuel Schkolnik mit dem letzten Judentransport nach Dachau abgeschoben worden ist und damit die wucherische Geschäftsgebahrung [sic] ihre Sühne gefunden hat‘“.

Laut Vermögensstelle / Schreiben von Samuel selbst: „22. März 1938 – 30. Mai 1938 in Schutzhaft“, seit 23. Juni 1938 bin ich neuerlich in Haft.“ (Graz, 9. Juli 1938)

3 Abschrift aus dem Akt des Wirtschaftsamtes der Steiermärkischen Landesregierung, Zahl 15/2:

Firma A. Schkolnik & Sohn, betreffend den kommissarischen Verwalter Heliodor R a u t e r. Bestellung durch den Gauwirtschaftsberater am 23. Mai 1938.

Aus der Niederschrift vom 8.6.1938: Der kommissarische Verwalter berichtete fernmündlich: ‚Die Außenstände für die Ratengeschäftea betragen ca. 150.000,- RM,‘

Der kommissarische Verwalter schlägt vor, damit die Verbindlichkeiten …gedeckt werden können und die Zahlungsunwilligkeit einigermaßen gehoben wird, daß die Außenstände und Forderungen mit 50% reduziert werden. … die beiden Brüder [sic!] Schkolnik sind geflüchtet. Die Anzeige bei Gestapo, Devisenfahndungsstelle usw. wurde erstattet. Es ist unwahrscheinlich, daß die Geflüchteten die Grenze überschritten haben und besteht daher die Möglichkeit, daß man der geflüchteten habhaft wird. In der Wohnung eines der Brüder [sic!] hat Rauter ein Schuhwarenlager mit 1000 Paar Schuhen entdeckt. […]

Bericht 3. Juni 1938: Die Stellungmachung der beiden Gesellschafter versucht, doch blieb eine solche bis 2 Uhr nachmittags erfolglos. … Die sofortige Arisierung des gesamten Inkassowesens, weitere Vorsprache und Fahndung der gewiß auf der Flucht befindlichen 2 Gesellschafter, da in Graz nirgends mehr auffindbar. Herr Dr. Hillinger, dem ich persönlich Bericht erstattete, stellte mir einen Herrn der Kriminalabteilung zur Verfügung.

1. Juni 1938: Ich ersuche dringend, die nötigen Stellen anzuweisen, gegen A. Schkolnik & Sohn einen Haftbefehl zu erlassen. … Das Geschäft dieser polnischen Gauner ist sehr verzweigt und wird es unbedingt notwendig sein, da ein sehr 2weitverbreitetes Zweiggeschäft am Linzerplatz vorhanden ist, dort den jüdischen Geschäftsleiter Benedikt Storfer zu inhaftieren dortigen Platz einem bedürftigen SA-Kameraden zu übergeben. Es ist dringend geboten, über die Liegenschaften und das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der beiden Gesellschafter dieser sauberen Firma die Beschlagnahme auszusprechen. Ich erhebe Anklage gegen Wucher, Vermögenshinterziehung und Steuerflucht.“

Jüdische Opfer



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Asriel Selig (Sigmund) Silber
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Jakob Schreier
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Pestalozzistr. 1