Ladislaus Weinberger

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HIER WOHNTE & ARBEITETE
LADISLAUS (‚LACI‘)
WEINBERGER

JG. 1899
GESCHÄFT ‚ARISIERT‘ 1938
FLUCHT
PALÄSTINA

Der älteste der Weinberger-Söhne war 1899 in Pressburg/Bratislava geboren und arbeitete mit dem Vater in der Gemischtwarenhandlung. Aus seiner Aussage im Restitutionsverfahren geht hervor, dass er und sein Vater als Soldaten im Ersten Weltkrieg gedient hatten und sich daher anfangs „sicher“ gefühlt hatten vor den immer stärker werdenden Angriffen auf die Juden.

Aussage in einer Anwaltskanzlei in Tel Aviv im Jänner 1953

Aussage in einer Anwaltskanzlei in Tel Aviv im Jänner 1953


 

Über das Leben in Frohnleiten bzw. eine Flucht nach dem Anschluss konnten keine Unterlagen gefunden werden. Im April 2021 entwickelte sich ein Kontakt zu Lisa Salz, die mit einem Enkelsohn von Moritz Weinberger verheiratet war, mit Markus Salz. Diese 87-jährige Dame, die in New Jersey lebt, konnte viel zur Familiengeschichte der Weinbergers beitragen. In mehreren Emails schrieb sie ihre Erinnerungen an die Familienmitglieder in kurzen Sätzen nieder, und plötzlich fiel ein völlig neues Licht auf das Leben von Ladislaus Weinberger, den Lisa familiär „Lotzi“ (wahrscheinlich Laci) nannte:

„I have no dates for their departure for Palestine, it would probably be after the Anschluss in 1938, but Lotzi may have gone in 1939.

Landislaus was in the army fighting the British. There he was involved with a young woman who gave birth to Moishe Weinberger who saved his comrades at the Munich Olympics.”[1]

Das bedeutete: Ladislaus war der Vater jenes Trainers der Ringermannschaft Israels, der das erste Opfer des Terroranschlags auf das Quartier der Israelis bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde.[2] Auf mehrere Nachfragen konnte Lisa Salz leider keine weiteren Infos geben, da sie keinen Kontakt zu diesem Teil der Familie hatte. Aber warum sollte sie das erfinden? Das Leben von Ladislaus ist schwer nachzuzeichnen, da alle Dokumente über die Flucht nach Palästina (Palästina Amt) fehlen. Es steht aber fest, dass es alle Weinberger Söhne und Tochter Jolanda (Yoland) und der Witwer nach Schai (Charlotte) nach Palästina schafften. Nur Laura, die Jüngste, flüchtete nach Osten.

Laci hatte sich nach Aussage von Lisa Salz in Palästina dem Widerstand gegen die Briten angeschlossen und aus einer kurzzeitigen Beziehung mit einer jungen Frau, die ebenfalls gegen die Briten kämpfte, einen Sohn, Moishe. Wenn dieser Moishe der Sohn von Ladislaus war, dann gab es zwei Möglichkeiten, diese Information zu verifizieren: Moishe hat in der Elite Sportschule Israels seine Ausbildung absolviert (Wingate) und er war der Vater von Guri Weinberg, einem Schauspieler in Hollywood, das Kind war sechs Wochen vor dem Tod seines Vaters geboren. Diese beiden Stellen wurden kontaktiert und antworteten sehr nett:

  • Wingate Institute: wir haben die Info, dass Moishes Vater Elieser hieß, leider haben wir kein Geburtsdatum und keine Biographie.
  • Guri Weinberg konnte über FB erreicht werden, er schrieb: mein Großvater hieß Elieser, war aus der Tschechoslowakei, mehr weiß ich leider nicht.

Ja – Elieser? Nicht Ladislaus? Viele Juden änderten ihre Namen bei der Ankunft in Palästina.

Im Juli 2021 tauchte dann im Steiermärkischen Landesarchiv noch ein umfangreicher Akt zum Rückgabeverfahren Weinberger auf.[3] Dieses Verfahren ging bis 1954 – und ab der Gründung des Staates Israel 1948 waren Rechtshilfeverfahren möglich. In diesem Akt liegt ein Dokument, in dem die in Israel lebenden Kinder des Moritz Weinberger in Angelegenheit „Restitution“ vor einem Anwalt aussagten: Es sind lauter Namen, die aus der Geschichte der Familie Weinberger bekannt sind, wie Josefa (Yoland), Albert, Norbert Bauernfreund – und ELIESER (auch: Eliezer) Weinberger, der im Rahmen dieser Aussage seine Arbeit im Geschäft des Vaters in Frohnleiten beschreibt. Damit ist klar: Ladislaus änderte seinen Namen in Palästina auf Elieser und war somit der Vater von Moishe Weinberg(er), der in Israel den Status eines Volkshelden hat.

Aussage von Eliezer Weinberger 1953

Aussage von Eliezer Weinberger 1953


 

Recherche und Biografie: Dr. Edda Engelke

[1] Email von Lisa Salz an Edda Engelke, 27.4.2021

[2] Vgl. dazu: https://www.lra-ffb.de/fileadmin/user_upload/lra-ffb/pdf/BL/Olympiaattentat.pdf, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/gedenken-das-sind-die-geschichten-der-opfer-des-olympia-attentats-von-1972-1.3655834, https://www.sueddeutsche.de/muenchen/gedenken-das-sind-die-geschichten-der-opfer-des-olympia-attentats-von-1972-1.3655834

[3]StLA, LGZRS-Graz-RK-590-1949 Rückstellungsakt Albert Weinberger und Josefa Schlesinger

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