Leo Dortort

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Die Familie identifizierte sich sehr mit der Stadt Graz und nahm regen Anteil am kulturellen Angebot. Leo Dortort besuchte bereits als kleiner Bub regelmäßig Aufführungen in der Grazer Oper, im Stadttheater und im Ringtonkino (Joaneumring 22) mit seinen Eltern.

Die religiöse Zugehörigkeit zum Judentum kam in vielen Facetten des alltäglichen Lebens der Familie zu tragen. Die Familie war Mitglied der IKG Graz und lebt den Jahresrhythmus und die Feste nach dem jüdischen Kalender. Die Kinder besuchten die jüdische Schule und der Haushalt wurde koscher geführt.

Die Koscherregeln wurden, wie in vielen jüdischen Familien zu Hause befolgt, nicht immer aber außer Haus:

„In Graz hatten wir vor dem Krieg einen koscheren Fleischhacker, Fischhandel und ein kleines Restaurant alles in einem. Die meisten Familien hatten zu Hause koscher gelebt, aber nicht außer Haus. Man konnte ja nicht immer in das kleine Restaurant gehen. Außerdem, wenn man sonntags aufs Land ging wo kann man da koscher essen? Man hatte sich angepasst. Zum Beispiel: Ich (Leo Dortort) war sehr mager. Der Arzt verordnete jeden Nachmittag, eine Schinkensemmel zu essen. Ich durfte sie essen, musste sie aber beim Fleischacker kaufen und dort konsumieren.“

Leo Dortort (Zeitzeuge, lebt in Kanada)

  • Geboren am 18.9.1928 in Graz
  • Besuch der jüdischen Volksschule bei der Synagoge.
  • Nach 1938 besuchte er noch einige Zeit am Nachmittag die Färberschule am Mehlplatz (für jüdische SchülerInnen), dann wurde diese Möglichkeit die Schule zu besuchen, für jüdische Kinder eingestellt.
  • Leo liebte den Sport, besonders gerne spielte er Fußball, erkundete gerne das Joanneumviertel, den Stadtpark, den Schloßberg, besuchte oft den Stadtkibbuz in Graz oder das Ringtonkino, zunächst mit seiner Familie, später alleine:

„Ich bin zwar mit meinen Eltern ins Kino gegangen aber sehr oft allein. Der Manager vom Kino wohnte nicht weit von uns und er lies mich immer hinein – Jugendverbot oder nicht. Ich war so ziemlich frei meine Eltern waren liberal und ließen mich oft allein herumgehen, bis zur Zweiglgasse , Lendplatz , Oper, Schlossberg, Münzgrabenstraße. Alles, was nicht zu weit war.“

Das koschere Geschäft und das Gasthaus wurde betrieben von „Familie Schiller. Die hatten zwei Töchter. Die älteste heiratete noch in Graz. Wie ich dazukam, weiß ich nicht, aber ich war der Schleierträger bei der Hochzeit und durfte mit denen im Fiaker fahren ins Restaurant wo die Tafel war. Ja das waren noch schöne Erinnerungen.“

  • nach 1938 Zwangsumsiedelung in die Sammelwohnung in der Zweiglgasse 14, im Haus des Onkels mit weiteren jüdischen Familien.
  • 12. März 1939: illegale Flucht mit Eltern nach Jugoslawien
  • später Kladovo Transport angeschlossen
  • er konnte im Jahr 1941 mit einem Zertifikat über den Landweg ins damalige Palästina flüchten
  • 1946 bei der „Jewish Settlement Police”, eine Art Gendarmarie unter Britischer Führung für 2 Jahre.
  • 1950 nach Österreich um die Rückstellung zu regeln, aufgrund Schwierigkeiten bei Rückstellung blieb er eineinhalb Jahre , wohnt in dieser Zeit bei der nichtjüdischen Lebensgefährtin des verstorbenen Onkels in Eggenberg (Elsner)
  • 1954 Auswanderung nach Kanada

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Quellenangaben zu Familien Dortort, Körner, Prucker, Josefsberg
Zeitzeugeninterviews von Andrea Strutz mit Leo Dortort
Umfassende Recherchearbeiten von Dr.in Andrea Strutz, die sie dem Verein großzügig zur Verfügung stellte.
„Suddenly I was a Judenbua – Erinnerungen eines gebührtigen Grazers an Kindheit, „Anschluss“ 1938 und Vertreibung“, Historiscches Jahrbuch der Stadt Graz, Band 38/39, Andrea Strutz
döw
Yad Vashem
E-Mailkorrespondenz zwischen Leo Dortort und Kathrin Lauppert-Scholz, Verein für Gedenkkultur in Graz im Mai 2014
Bemerkung: Die Daten von Yad Vashem decken sich nicht immer mit den von uns erhobenen!

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