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ERNST ROSNER
1926
FLUCHT 1939
FRANKREICH
RÉSISTANCE 1944

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Ernst Rosner wurde am 5. Juli 1926 als Sohn des Kaufmannes Norbert Rosner (geb. am 11. September 1884 in Przemysl, damals Teil der Habsburgermonarchie, heute Polen) und dessen Frau Gisela Rosner (geb. Strimpfel, am 21. März 1892 in Mährisch-Ostrau, heute Ostrava, Tschechische Republik) in Graz geboren. Er war der Halbbruder von Erna Rosner (geb. am 13. Juni 1912 in Graz, spätere verheiratete Monis) und Friedrich oder Fritz Rosner (geb. am 17. Februar 1914 in Graz), deren Mutter 1921 gestorben war. Die Familie lebte in der Rechbauerstraße 16. Im Schuljahr 1937/38 ging Ernst Rosner am Lichtenfelsgymnasium in die 2a-Klasse.
Sein Vater, Norbert Rosner, wurde während der Novemberpogrome verhaftet und mit rund 300 weiteren Grazer Juden ins KZ Dachau deportiert. Von dort wurde er am 16. Dezember 1938 wieder entlassen. Norbert Rosner machte ab 1910 in Graz Geschäfte. Er führte zunächst ein Manufakturwarengeschäft in der Gleisdorfer Gasse 17 und eröffnete 1928 ein Modegeschäft in der Reitschulgasse 10. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage wurde aber bereits 1929 ein Ausgleichsverfahren eröffnet, worauf 1932 ein Konkurs folgte. Zuletzt hatte er ein Geschäft für Textilien-, Konfektions- und Wirkwaren. Es befand sich auch in der Reitschulgasse 10 und wurde 1938 liquidiert. Die Familie wollte über Frankreich nach England auswandern, dies missglückte, da Norbert Rosner im Mai 1939 noch ein zweites Mal von den Nationalsozialisten festgenommen wurde. Sie flohen letztendlich über die Schweiz nach Abbeville, Frankreich. Als das dann auch bombardiert wurde, flohen sie weiter nach Vinezac in die Ardèche, und anschließend nach Paris. Seine Mutter sendete ihn in ein von der OSE (jüdisches Kinderhilfswerk) verwaltetes Kinderheim in Chabannes, wo er am 18. Oktober 1940 ankam. In dem von Direktor Félix Chevrier geleiteten Waisenhaus Château de Chabannes fanden zwischen 1940 und 1943 ca. 400 jüdische Flüchtlingskinder aus dem Deutschen Reich und Osteuropa Zuflucht. Ernst Rosner erlernte dort das Lederhandwerk und war einer der ersten Lehrlinge in der Werkstattschule.
Als die Deportationen aus Vichy-Frankreich, so nannte man das ab Juli 1940 nicht vom Deutschen Reich beherrschte Gebiet nach der Niederlage von Frankreich, welches allerdings teilweise mit diesem kollaborierte, begannen, gelang es ihm am 26. August 1942 vor der Razzia aus Chabannes zu flüchten. Seine Eltern wurden einige Tage zuvor festgenommen und am 2. September mit dem Transport 27 im Zug 901-22 von Drancy, nach Ausschwitz Birkenau deportiert, wo sie wahrscheinlich am 4. September 1942 gleich nach der Ankunft umgebracht wurden. Nach der Flucht vor der Razzia arbeitete Ernst Rosner an einem Straßenbauprojekt der OSE und schloss sich 1944 dem Widerstand in Vercors an. Er beteiligte sich an der Befreiung von Romans-sur-Isère und Lyon und kämpfte später in den Vogesen, wo er 1945 verwundet und aus der 1. Armee von Jean de lattre de Tassigny entlassen wurde.
Wenig später begann er mit Unterstützung der OSE ein Ingenieurstudium. Ernst Rosner arbeitete sein Leben lang in einem Industrieausrüstungsunternehmen. Zuerst als stellvertretender Leiter, später dann als Generaldirektor. Am 17. September 1949 heiratete er Edith Dantard. Das Paar hat zwei Kinder, Sophie und Pierre-Michel, und drei Enkelinnen, Alicia, Sarah und Salomé.
Ernst Rosner erhielt am 15. Mai 2017, die Insignien des Nationalen Verdienstordens von Jean-François Guthmann, dem Präsidenten der OSE für seine Arbeit als Generalsekretär und Vorsitzender. Er verstarb am 27. September 2018 mit 92 Jahren in Asnières-sur-Seine, einem Vorort von Paris.
Verfasst von: Greta Bugram (BG/BRG Lichtenfels)
Quellen:
Schularchiv BG/BRG Lichtenfels: Klassenkatalog Schuljahr 1937/38
Meldebehörde Stadt Graz: Meldekarteikarte von Norbert Rosner, Meldekarteikarte von Gisela Rosner
Geni.com: https://www.geni.com/people/Enrst-Rosner/6000000164088294901 [letzter Zugriff Juni 2025]
ose-france.org: https://www.ose-france.org/2017/05/ernest-rosner-ancien-enfant-de-lose-ancien-resistant-recoit-les-insignes-de-lordre-national-du-merite/ [letzter Zugriff Juni 2025]
Gedenkstätte Yad Vashem: https://collections.yadvashem.org/de/deportations/5092599 [letzter Zugriff Juni 2025]
KZ-Gedenkstätte Dachau: Zugangsbuch, Häftlingsnummern 017847 – 023756 (https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/130429504?s=Norbert%20Rosner&t=532939&p=0; letzter Zugriff Juni 2025)
USC Shoah Foundation Institute: Testimony of Ernst Rosner (https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn538999; letzter Zugriff Juni 2025)

